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Das Kind im Mann


Des Buben Haare
Ein kleiner Bub, noch jung an Jahren
ist täglich traurig mit den Haaren
die hoch auf seinem Kopfe stehn
und die auch alle Leute sehn.

Er fragte sich:
„Was soll ich machen
ich find es gar nicht mehr zum Lachen
dass mehr Haar da nicht kommen will“
und weint gleich vor sich hin ganz still.

 Denn schaute er die Teddys an
wo er viel Haar erblicken kann
er wünschte diese sich sogleich
denn das würd machen ihn sehr reich.

Er sucht und sucht nach Möglichkeiten
das Haar am Schopfe zu erweiten
doch dann kommt ihm schnell die Idee
„Am besten ich zu Muttern geh."


Bei seiner Mutter gleich er sieht
was mit den Blümelein geschieht
die sie gießt auf der Fensterbank
und ihm fällt ein:

„Ja, Gott sei Dank,
wenn ich so meinen Kopf werd gießen
dann müssen bei mir Haare sprießen!“


Er springt sogleich raus in den Regen
und meint für sich:
„Das ist ein Segen

schon morgen sprießt auch bei mir mehr
den Kopf zu gießen fällt nicht schwer“.
Oh weh, oh Schreck und auch oh Graus
am nächsten Tag kommt er nicht raus
aus seinem weißen Himmelbett
das findet er nun gar nicht nett.


Denn er liegt da, und ist ganz schwach
ja, krank gemacht hat ihn die Sach
nun muss der Kopf schon wieder warten
er sieht entgegen Zeiten, harten.

Doch bald drauf ist er wieder fit
und denkt:
„Herrgott, erfüll die Bitt
und lasse wieder Regen kommen“
an Krankheit denkt er nur verschwommen.


Als´s regnet stürzt der Bub hinaus
diesmal macht ihm das gar nichts aus
nein, er freut sich jetzt jedes Mal
wenn Regen fällt, ganz ohne Zahl.

So gehn die Tage nun ins Land
noch keinem Menschen ist bekannt
worauf der kleine Junge wart
und alle Taschengelder spart.


Als der Bub meint:
„Nun müsst es reichen...“
will aus dem Hause er sich schleichen
und Ruck Zuck ist er los gelaufen
um einen Spiegel sich zu kaufen.


Ein jeder fragt sich :
„Was ist bloß
mit unsrem Jungen wieder los
wo rennt denn der jetzt so schnell hin
was hat er nur wieder im Sinn?“


Der Kleine jedoch froh gemut
da es ihm geht so richtig gut
sieht im Geschäft den Spiegel an
den er sich heute leisten kann.


Ein Spiegelchen, das muss jetzt her
denn sein Haar, das wird sicher mehr
da er es schon so lange pflegt
drum gut Gedanken er auch hegt.

Er kauft er sich gleich vom Taschengeld
den schönsten Spiegel auf der Welt
und trägt ihn froh zu sich nach Haus
dort sucht er sich ein Plätzchen aus.


Gleich wird der Spiegel deponiert
so dass er ihn auch nie verliert
der Junge denkt, in seinem Glück
„Gleich zähle ich der Haare Stück“

Froh blickt er in den Spiegel rein
dann schallt´s erschrocken
„NEIN, OH NEIN“
nicht ein Haar ist es mehr geworden
nur stehn sie rum in wilden Horden.


Gleich fängt der Bub zu weinen an
dass es die Maus erbarmen kann
und fragt sich:
„Was mach ich verkehrt
dass sich die Haarpracht nicht vermehrt?“

Dann läuft zur Mutter er ganz schnell
die meint zu ihm:
„Mein Junge, gell
du hast geweint, ich hab´s vernommen
warum ist dir denn so beklommen?“


Zu Muttern spricht der Bub nun leis:
„Ach ja, Mama, schau her, ich weiß
dass deine Blumen stets gedeihen
wenn du sie tust mit Wasser weihen.


Und bei all meinen Teddybären
tun sich die Haare stets vermehren
nur bei mir selbst, da kommt nicht viel
dabei hatte ich dieses Ziel.


Wenn ich draußen im Regen lauf
und nehme eine Gripp' in Kauf
dass sich dadurch die Haare mehren
doch schau nur hin, sie tun sich wehren.“


Die Mutter weiß, sie darf nicht lachen
doch was tut nur ihr Junge machen
im Regen hat er stets gespielt
nur weil er hat auf Haar geschielt.


Sogleich nimmt sich die Mutter Zeit
denn sie ist ja auch sehr gescheit
und sagt dem Kind:
„Hör einmal zu
was ich erzähle dir in Ruh.


Mein lieber Sohn, ich muss dir sagen
auch du wirst einst in vielen Tagen
dir sicher deine Haare raufen
und keinen Spiegel dafür kaufen.


Denn deine Haare werden mehr
fällt dir´s zu glauben heut auch schwer
ja, du wirst viele Haare kriegen
und Mühe hab´n sie zu besiegen.“


Das kann der Kleine gar nicht glauben
tut es ihm den Verstand doch rauben
dass seine Haare sich zu mehren
ja allenthalben einfach wehren.

„Ach Mutter, schau, der Onkel Fritz
du weißt, ich mache keinen Witz
der sieht so toll aus jeden Tag
mit seiner Mähne, die ich mag."


"Und auch vom Alex dort der Hund
erscheint mir rundherum gesund
doch auch er hat ja Haar ganz viel
deshalb hab ich das gleiche Ziel."

"Doch mein Haar, es will einfach nicht
was bin ich für ein armer Wicht
nun muss ich auf 'ne Mütze sparen
da all Versuch' vergebens waren."


Die Mutter schüttelt stumm den Kopf
was ist ihr Bub für´n armer Tropf
als Kind wünscht er sich ganz viel Haar
da er es findet wunderbar.

Doch wird er einmal groß und dann
auch wenn er´s noch nicht wissen kann
dann wird er über all das lachen
da ihn Haare rebellisch machen.

Nur glauben wird er das heut kaum
da er am Kopf hat erst mal Flaum
der anzeigt, dass er noch ein Kind
aber die Zeit verrinnt geschwind.

Drum sagt die Mutter:
„Geh mein Bub
und hocke hier nicht in der Stub.
Bei diesem schönen Sonnenschein
solltest du besser draußen sein."

"Denn Sonnenlicht, das hält gesund
und deshalb gibt es keinen Grund
auf Regen immerzu zu hoffen
denn dir steht´s Leben ja noch offen.“


Der Junge fühlt sich nicht verstanden
und wurde Mitglied dann in Banden
wo man ihn nicht nach Haaren fragt
und er darüber auch nicht klagt.

So gingen Tag und Jahr dahin
die Haare wuchsen bis ans Kinn
er tat sie bald zusammenraffen
um gute Sicht sich zu verschaffen.

Und manches Mal denkt er:
„Oh Graus
wie schau ich heut nur wieder aus
der Haare werden´s immer mehr
zu bändgen sie fällt mir oft schwer.“


Doch mit der Zeit, ganz unbenommen
ist er dann in die Jahr gekommen
wo er einst aufwacht, denkt:
„Oh Schreck
wie krieg ich nur die Haare weg?"

Zuerst kann er das nicht verstehn
und dennoch muss er sich´s ansehn
auf einmal wächst ihm im Gesicht
ein echter Flaum, man glaubt es nicht.

Der Flaum wächst weiter und sodann
er sich gar nicht mehr retten kann
das Haar wird füllig, wird zum Bart
so dass die Wangen ganz behaart

Im Spiegel er sie anschaun muss:
„Wer gibt mir so noch einen Kuss?“
denkt er und greift zum Seifenschaum
noch hofft er, dass all das ein Traum.

Er greift beherzt zum Apparat
der an Getöse niemals spart
und mäht die ganzen Haare nieder
und schreit:
„So'n Traum brauch ich nie wieder!“

Zugleich fleht er den Himmel an
der darüber nur lachen kann
dann spült der Mann die Haare weg
gleich ganz beherzt in seinem Schreck.


„Ach, Hilfe, ich bin doch kein Bär
doch meiner Haare werden´s mehr
jetzt kommen sie schon im Gesicht
so hab ich doch gewettet nicht!“

Er schimpft ganz ohne Unterlass
und hat daran gar keinen Spaß
dass er sich nun muss stets rasieren
wie gern würde er Haar verlieren.

Es nützt ihn nichts, so ist es eben
dem Manne ist der Bart gegeben
muss er sich auch daran gewöhnen
es hilft kein Jammern und kein Stöhnen.

„Wie gerne wär ich nochmal Kind“
so denkt der arme Kerl geschwind
„würd nicht mehr in den Regen laufen
und mir auch keinen Spiegel kaufen.

Das hab ich nun davon, oh je
wenn ich mir diesen Bart anseh
und darum habe ich geweint
ich war verrückt, wie´s mir heut scheint.“

Doch mit der Zeit, wie´s immer ist
der Mann auch diesen Schmerz vergisst
gewöhnt sich das Rasieren an
was seinen Bartwuchs bremsen kann.

Nur manchmal denkt er noch zurück
an Tage voller Kinderglück
den Teddy hat er aufgehoben
ihm schenkt er heimlich neue Roben.

Denn er erinnert ihn daran
wie schön es doch als Kind sein kann
und wie verrückt doch diese Welt
die Haare einem Mann bestellt.

Doch auch der Mann muss älter werden
denn so ist´s nun mal auf der Erden
er wird zum Opa, wird zum Greis
doch um des Haares Pracht er weiß.

Als plötzlich über Nacht, oh Schreck
das ganze Haar ist einfach weg
der Mann in seiner Eitelkeit
ist sehr verdrossen lange Zeit.

Er wird ganz traurig und denkt sich
„Schon wieder wurd beschissen ich.
Ums schöne Haar wurd ich betrogen
ich fühl mich wirklich sehr betrogen."

"Sagt mir, wo sind die Haare hin
die mir erfreuten meinen Sinn
ich will sie sofort wieder haben
bring gern dafür Euch andre Gaben."

Still brütet der Mann vor sich hin
in seinem Kopf wird wirr der Sinn
den Teddy drückt er an sein Herz
nur ihm gesteht er seinen Schmerz.

„Ach, Teddy weißt du noch vor Jahren
hab ich geträumt von so viel Haaren
und als du sie mir dann gegeben
war ich sehr unglücklich im Leben.

Hätt ich mich drüber nur gefreut
und nicht mein Spiegelbild gescheut
wer weiß, vielleicht wärn sie geblieben
so hab ich sicher sie vertrieben.

Kannst du sie mir nicht noch mal schenken
ich will dich dann dafür bedenken
mit neuen Kleidern, ach so schön
du wirst mich doch sicher verstehn.“

Die Mutter kann er nicht mehr fragen
denn sie starb schon vor vielen Tagen
auch wenn er sie heut sehr vermisst
denn so der Lauf des Lebens ist.

Nun wird der Mann als Greis ganz still
in sich gekehrt, weil er´s so will
und denkt ein jeden Tag zurück
zu seinem einstgen Kinderglück.

Genauso ist des Lebens Lauf
drum nimm du ganz viel Haar in Kauf
doch freu dich auch wenn´s wenig ist
und du so manches Haar vermisst.

Denn immer ist es so im Leben
es freut dich nie, was dir gegeben
doch kommt es anders, ist´s nicht recht
dennoch ist es für dich nie schlecht.

Darum bedenke Kind im Mann
was alles dir passieren kann
und bleibe stets im Herzen froh
all´s andere kommt sowieso!

 

© Gisela Segieth
 

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